Der WA fragte, Roland Koslowski antwortete:
Welche Bedeutung besitzt das Militärbündnis aus Ihrer Sicht für Deutschland und allgemein für den Frieden in Europa?
Kriege sind die nachhaltigste Form der Umweltzerstörung, Manöver konterkarieren jegliches Bemühen Klimaziele einzuhalten, die Auswirkungen auf das Klima sind bedrohlich. Daher sind Jahrestage von Militärbündnissen grundsätzlich kein Anlass für Feierlichkeiten. Eine Militärallianz NATO, deren Führungsmacht in den zurückliegenden Jahren fünf Länder völkerrechtswidrig überfallen und in diesen Kriegen mehr als 1 Million Menschen getötet hat, schürt Bedrohungsgefühle und Abwehrreaktionen und trägt so zu globaler Instabilität bei. Statt eines Machtinstruments für geopolitische Ziele brauchen wir ein defensiv ausgerichtetes europäisches Sicherheitsbündnis, das die Grundsätze der UN-Charta achtet und Abrüstung umsetzt, statt zur Aufrüstung verpflichtet. Europa benötigt eine stabile Sicherheitsarchitektur, die alle Staaten Europas einbezieht.
Durch die aktuell angespannte Situation insbesondere durch den Krieg in der Ukraine ist die NATO verstärkt ins Blickfeld der täglichen Nachrichten gerückt. Immer wieder stellt sich die Frage, welchen Einfluss die NATO hinsichtlich der Lage in Osteuropa hat. Wie würden Sie das einschätzen?
Die Ukraine kann diesen Krieg nicht gewinnen. Daher hat sie ein großes Interesse daran, die NATO immer stärker in diesen Krieg hineinzuziehen. Diese Strategie ist lebensbedrohlich für alle Menschen in Europa. Unser Interesse muss es sein, diesen schrecklichen Krieg so schnell wie möglich zu beenden, auf dem Verhandlungsweg. Die angebotenen Vermittlerrollen (China, Indien, der globale Süden) müssen angenommen und umgesetzt werden. Solange die Waffen in der Ukraine nicht schweigen, wird dieser Krieg unermessliches menschliches Leid verursachen und die Europäische Union mit Milliardenausgaben für Waffen und andere Unterstützung belasten. Die NATO ist ein Militärbündnis und keine Friedensinitiative.
Was würde passieren, sollte es in den USA erneut zu einem Machtwechsel kommen: Trauen Sie einem Präsidenten Donald Trump zu, dass er NATO-Partner im Falle eines kriegerischen Überfalls im Stich lässt? Welche Schlüsse sollte Deutschland schon jetzt aus diesen Äußerungen ziehen?
Herrn Trump ist alles zuzutrauen, er ist unberechenbar. Aber völlig unabhängig vom jeweiligen Präsidenten der USA muss Europa eigenständiger Akteur auf der Weltbühne werden – statt Spielball in Stellvertreterkonflikten der Großmächte zu sein.